Kampf um Klimagerechtigkeit für vom Klimawandel betroffene Lebensmittel-, Farm- und Hotelarbeitnehmer*innen

Die Klimakrise gefährdet das Leben und den Lebensunterhalt von Millionen von Beschäftigten in der Lebensmittelindustrie, in der Landwirtschaft und im Gastgewerbe erheblich. Während sich der Planet erwärmt, müssen sich landwirtschaftliche Praktiken, die Verarbeitung von Lebensmitteln und Getränken, der Handel und der Tourismus verändern und anpassen. Die IUL und ihre Mitgliedsorganisationen fordern, Teil der Lösung zu sein, um mit Arbeitgebern, Regierungen und internationalen Institutionen zu verhandeln. Rechte, menschenwürdige Arbeitsplätze und nachhaltige Gemeinschaften stehen im Mittelpunkt der Antwort von IUL . Die folgende Resolution wurde vom IUL Kongress 2017 gebilligt.

Dieser Kongress bringt mit großer Besorgnis zum Ausdruck, dass sich die weltweit kontinuierlich steigenden Temperaturen, verbunden mit intensiver werdenden extremen Wetter- und Klimabedingungen, wesentlich auf den Lebensunterhalt der arbeitenden Menschen in allen IUL-Sektoren und in allen Ländern auswirken.

Extreme Wetterbedingungen wie Dürre und Überflutungen, Wirbelstürme und Orkane, kombiniert mit wärmeren Temperaturen und steigenden Meeresspiegeln, wirken sich u.a. dahingehend aus, dass:

  • die Saisonarbeit in den Industriezweigen Lebensmittel, Landwirtschaft, Tourismus & Gastgewerbe unberechenbarer und prekärer wird, was zu instabilen Einkommen und Unsicherheit führt;
  • die steigenden Meeresspiegel den Fremdenverkehr der Inselstaaten und Küstengebiete bedrohen und Ackerflächen für die Landwirtschaft zerstören, wodurch die klimabedingte Migration zwingend wird;
  • Klimaflüchtlinge zusehends in der Binnenlandwirtschaft arbeiten, informell beschäftigt werden und in der Lebensmittelverarbeitung, der Fischerei und im Fremdenverkehr Billiglohnarbeit verrichten;
  • Wassermangel, Verlust an Ackerflächen, Verlust an Biodiversität, Verlust von Fischbeständen, rückläufige und instabile Saisonen die Nahrungsmittelsicherheit und das Recht auf Nahrung und Ernährung gefährden;
  • das Versagen, das Arbeitsumfeld an ein sich veränderndes Klima anzupassen, die Arbeitsschutzrechte untergräbt und das Verletzungs- und Erkrankungsrisiko erhöht.

Dieser Kongress anerkennt, dass progressive Steuerregelungen, Anreize für eine Reduktion der CO2-Bilanz, ‚gerechte Übergänge‘ und ‚grüne Jobs‘ im Umgang mit manchen Aspekten des Klimawandels eine wichtige Rolle spielen können, weist aber auch darauf hin, dass bei vielen der von Regierungen, zwischenstaatlichen Gremien und internationalen Behörden geförderten Klimaschutzmaßnahmen verabsäumt wird, die spezifische Auswirkung des Klimawandels auf die Lebensmittel-, Farm- und Hotelarbeiter/innen anzusprechen. Noch schwerwiegender ist das Versäumnis, einen auf Rechten beruhenden Ansatz sowie Fragen der sozialen Gerechtigkeit in den offiziellen Klimaschutz zu inkorporieren, so dass den Arbeitnehmer/innen und ihren Gemeinden bei der Bewältigung der Konsequenzen dieser Veränderungen eine ungleich größere Last aufgebürdet wird.

Ferner bringt dieser Kongress seine Besorgnis zum Ausdruck, dass es infolge des Erstarkens rechter Regierungen zu konzertierten Attacken auf die Klimaforschung kommt und bei vielen der im letzten Jahrzehnt auf nationaler und internationaler Ebene im Bereich der Klimaschutzpolitik erzielten Fortschritte eine Umkehr stattfindet;

Der 27. Kongress beschließt daher:

  • die Schulungen und Bewusstseinsförderung unter unseren Mitgliedern für einen auf Rechten basierenden Ansatz zum Klimawandel zu stärken, der die Komponente wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit enthält;
  • auf allen Regierungsebenen und wo immer möglich politisch zu intervenieren, um sicherzustellen, dass die Rechte und Interessen der Lebensmittel-, Farm und Hotelarbeiter/innen ein fester Bestandteil der Klimaschutzpolitik sind;
  • die Reduzierung des CO2-Ausstoßes der Industriezweige in den IUL-Sektoren und ‚gerechte Übergänge‘ zu unterstützen, die die Last der Veränderung auch wirklich von den Arbeitnehmer/innen verlagern und die längerfristige Nachhaltigkeit der Beschäftigung und der Lebensunterhalte gewährleisten;
  • progressive Klimaschutzmaßnahmen und nachhaltige Beschäftigung in die Kollektivverhandlungen aufzunehmen;
  • einen Klimaschutz zu fördern, der die klimabedingte Migration lindert und die Rechte der Klimaflüchtlinge schützt;
  • einen Klimaschutz zu fördern und für eine Klimagerechtigkeit einzutreten, die das Recht auf Nahrung und Ernährung verteidigen und eine vielfältige nachhaltige Landwirtschaft unterstützen, die ländliche Lebensunterhalte und das Recht auf Nahrung sicherstellt.